" Zu Aachen in seiner Kaiserpraeht, Im alterthttmlichen Saale, Sass
Ki5nig Rudolphs heilige Macht Beim festlichen KrOnungsmahle."
MIr diesen schiinen Zeilen begin= die bekannte Ballade von Schiller, " Der Graf von Habsburg." In diesem Gedicht wird uns eine hochst anschauliche Darstellung gegeben von einer Festlichkeit, die siebenhundert Jahre lang mit dem Namen Aachen, " des heiligen thmischen Reiches freie Stadt " innig verbunden ist, namlich die Kronung.
Von Ludwig dem Frommen bis Ferdinand I. wurden in Aachen insgesamt 32 Kaiser und Konige gekront. Aachen, die uralte Romerstadt, im Mittelalter Aquisgranum genannt, franzosisch Aix-la-Chapelle geheissen, liegt 38 Meilen vom Rhein entfemt und hat ebensoviele heisse Quellen. Schon Kul der Grosse, der bier gekthnt wurde und auch bier Hof hick, hat diese Quellen gekannt und benutzt. Er ertaute tier den altesten Teil des Miinster, die byzantinische Pfalz- kapelle, ein achteckiges Kuppelgebaude. Hier soil er auch begraben sein. Nahe vom Miinster stand die karolingische Kaiserpfalz. Dort befindet sich heute das aus d m 14 Jahrhun- dert stammende gotische Rathaus. In dessen oberen Geschoss ist der herrliche Kaisersaal gelegen, wo einst die Kronungsfeier- lichkeiten stattfanden.
Frankfurt am Main ist unsere nachste Station auf der Fahrt nach den deutschen Kronungsstatten. Auch bier baute sich Karl der Grosse an der " Frankenfurt " einen Konigshof und hielt bier eine Kirchenversammlung ab. Ludwig der Fromme wohnte bier und umgab die Stadt mit Mauern und Graben. Nach dem Vertrag zu Verdun wurde Frankfurt die Hauptstadt des ostfrankischen Reiches oder Deutschlands. Dreihundert Jahre sparer wurde Kaiser Friedrich I. hier gewahlt. Durch die Goldene Bulle wurde Frankfurt x536 bestandige Wahlstadt der deutschen Kaiser, seit 1562 auch Kronungsstadt des Deutschen Reiches. Wie in Aachen spielten auch bier in Frankfurt Kirche and Rathaus ihre bedeutende Rolle bei der Kronung. Der katholische Dom, 852 von Ludwig dem Deutschen gestiftet, war seit 1562 die ICronungskirche der deutschen Kaiser. Seine gegenwartige Gestalt kommt aus dem 13. und 14.Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammt auch das Rathaus, bier Romer genannt. Das heutige Magistratszimmer war ehemals das Wahlzimmer der Kurfiirsten. Im Kaisersaal hangen samtliche deutschen Kaiser, von Rethel u.a. gemalt. Aus Ludwigs des Frommen Zeiten stammt noch die Kapelle am Saalhof, das alteste Gebaucle der Stadt. Wer sich ein Bild von dieser Kronungs- feierlichkeiten machen will, der wird noch heute mit grossem • Vergniigen das fiinfte Buch von Goethes " Dichtung und Wahrheit " lesen, in dem die Kronung Erzherzog Josefs
beschrieben wird.
Konigsberg in Ostpreussen ist die dritte deutsche Kronungs- ' stadt: Hier wurden zwei PreusserikOnige gekront, oder
besser gesagt, sie kronten sich selbst. Denn sowohl Friedrich der I. setzte sich flier im Jahre V"dt selber 'die KOnigskione aufs Haupt, wie auch sein Nachfahre Wilhelm I. im Jahre
1861. Die Burg des Deutschen Ritterordens, 1255 begonnen, seit 1525 Residenz der Herzoge von Preussen, birgt in ihrem Westfliigel die Schlosskirche, in der sich Friedrich und Wilhelm kronten. Sic kitten einen Brauch wieder aufgenommen, der seit Jahrhunderten geruht hatte. Denn an die Stelle der Kronung war die Huldigung gctreten, der Untertaneneid,
der bereits seit langem in den Verfassungen von Bayern, Braunschweig und Wurttemberg verankert war.
Die Kronung war eine uralte Sitte, deren Vorbild bei den
Israeliten zu finden ist ; bier wurden die Konige von dem Hohepriester geialbt, mit der Krone, Tiara, dem Herrscher-
stab, Zepter geschmiickt und mit dem Schwerte umgiirtet. Griechen und Romer haben die Kronung nicht gekannt. Die Germanen hatten daft'. die Erhebung auf den Schild. Byzan- tiner und Franzosen haben Kronung und Salbung von den Judea wieder aufgenommen.
Heute ruhen die Deutschen Reichskleinodien in der Schatz- kammer zu Wien : die goldene Kaiserkrone, das Kaiserzepter,
der Reichsapfel, das Kaiserschwert der Kronungsmantel und anderes mehr, insgesamt siebzehn Insignien, Symbole einer