RUgendamm
[Von einem deutschen Korrespondentenl Ream,: ist keine use! *mehr: Das gias.4.e deutsche Eiland. im Norden von Berlin vor der pommerschen Kiiste in der Ostsee gelegen, ist nun mit dem Festland dureh einen Damm verbunden. Die neue Dammstrasse ist em n politisches, strategisches und technisches Meisterwerk.
Bereits vor siebzig Jahren wurde cm n Plan veraffentlicht, der vorsah, den Strelasund zwischen Ragen und Stralsund za iiberbriteken. Damals dienten kleine Eisenbahnen dem Verkehr zwischen der Hafenstadt Stralsund und dem Hinter- land im Siiden. Die letzte dieser Spielzeugbahnen befordert heute noch die Reisenden von Velgast nach den Badeorten auf dem Darss, Prerow und Zingst. Stralsund selbst, die ehrwiirdige Hansestadt, die in diesem Jahr siebenhundert Jahre alt geworden ist, schlief seit ‘Vallensteins und Gustav Adolfs Zciten, den Dornroschensehlaf der Romantik, fiir Liebes-und Hochzeits-Paare eine liebe und kastliche Marchenstadt.
Dann ergriff such die Neuzeit von Pommern Besitz. Um den starmisch angewachsenen Verkehr zwischen der fast tausend Quadratkilometer grossen Insel litig,en mit ihren aufbliihenden Seebadern und dem Kontincnt zu bewaltigen, wurden vor fiinfzig Jahren drei Dampffithren eingeriehtet. Schon im erstcn Jahre wurden ncunzigtausend Perstinen von und zur Inset befordert. Die Reichsbahn less spiiter ihre D-Ziigc direkt von Berlin bis Sassnitz auf Riigen fahren. und der Reiseverkehr zwischen Deutschland und Skandinavien wurde immer starker. Durch die Riigenbahn Stralsund- Sassnitz wurde die frahere Fahrtdauer zwischen Berlin und Stockholm von 48 auf 22 Stunden herabgesetzt. Eine ganze Flotille von Dampffahren, die 'Alterahr," Bergen," Putbus,' Ragen ' und Sassnitz,' die bis zu vier Eisenbahnwaggons aufnehmen konnten, versah den Dienst. Der Reiseverkehr wuchs von 97.000 Pcrsonen fiir 1913 auf 134,000 Personen fiir 1930.
Im Geburtsjahr des Dritten Belches wurde: nun. endlieh das alte Projekt des Riigendamms wieder aufgenoinmen und mit dem Bau des Dammes begonnen. Der Hinden- burgdamm, der die Insel Sylt in der Nordsee mit der Halbinsel Jatland verbindet, war ein gutes Vorbild gewesen. Politisch musste em n solcher Damm als festes Bindeglied zwischen Deutschland und dem" stammverwandten " Norden ebenfalls eine gute Wirkung haben. Militiirisch sollte der Damm ebenfalls em n wichtiges Bollwerk fiir den geplanten " Ostkrieg" werden. Technisch gab es fiir den deutsehen Ingenieur aberhaupt keine Schwierigkeiten. So wurde der scit siebzig Jahren geplante Riigendamm in drei Jahrcn vollendet.
Das Werk wurde gerade zur rechten Zeit fertig. Denn der II. Kongress der Internationalen Vereinigung fiir Briickenbau und Hochbau hatte eben seine Tagung in Berlin craffnet. Nach den Auafiihrungen der englischen, franzasischen und italienischen Vicepriisidenten habcn die Ingenieure die Aufgabe, Bracken der Freundschaft zwischen den ein- zelnen Landern zu bauen. Und ist nicht der eben vollendete Ragendamm eine solche Bracke der Freund- schaft ?
Eine grosse Zahl von Glisten am Diinemark, Finnland, Norwcgen und Schweden fund sich daher such zum Festakt em. Der Damm, der tausend Menschen in 600.000 Arbeitstage- werken beschaftigte, 'KA 25 Millionen Mark kostetc, besteht aus einer eingleisigen Hauptbahn, einer sechs Meter breiten Strasse und einem zweieinhalb Meter breiten Fussweg. Zuerst wurdc der Damm von einem Fahrschiff am bealchtigt. In Paradefahrt passierten dann die Ctbrigen rithrschiffe die Altertihr " mit ihren vielhundert Glisten. lin Stralsunder Hafen meldcte der alteste Fahrkapitan Schulz dem •Reichs- bahndirek-tor Dorpmiiller, das angetretene Fahrpersonal, das von der Reichsbahn in andere Zwcige des Eisenbahndienstes abernommen wurde. Die Flaggc vom Portal des Fahrschiff- bettes wurde cingezogen. Auf der nunmchrigen Halbinsel Ragen, in Alteflihr, wurde der Stockholmer Sehnellzug D 14 erwartet, mit Ansprachen beehrt und mit der deutsehen und der Schwedischen Hymne besungen, nachdem der Festzug vorher 'Etas weisse Band siidlich der Ziegelgraben-Klappbrileke durchschnitten hatte.
Der Rag,endanun ist craffnet 1 F. G.